Lern- und Erfahrungsort für Demokratie und Menschenrechte

Ehemalige Synagoge Stadthagen

28.08.21 –

PRESSEMITTEILUNG Besuch der hiesigen Bundestagsabgeordneten Katja Keul, Bündnis 90/Die Grünen und der Stadthäger Grünen in der Ehemaligen Synagoge Stadthagen

Die Historie des Gebäudes stand zu Anfang des Besuchs im Mittelpunkt. In der liebevoll restaurierten Ehemaligen Synagoge referiert der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Jürgen Linger, über das damalige jüdische Leben in Schaumburg und Stadthagen und wie es im Laufe des Nationalsozialismus nach und nach vernichtet wurde. Dabei betont er, dass die Synagoge nur erhalten geblieben sei, da zu jener Zeit Nachbarn das in Brand gesteckte Bauwerk aus Sorge um die eigenen Häuser ablöschten. Mit den Jahren geriet die Synagoge in Vergessenheit und wurde zuletzt als Warenlager des nebenan liegenden Handwerksbetriebs genutzt. Erst im Jahr 2008 kam die Idee auf, die vorhandene Synagoge als ein Monument für das jüdische Leben Schaumburgs zu etablieren und gleichzeitig einen Lern- und Erfahrungsort darin entstehen zu lassen, so Linger weiter. In jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit sei die Synagoge restauriert und dabei maßgeblich von einer US-amerikanischen Stiftung des früheren Schaumburger Juden Erwin Rautenberg, welcher 1937 nach Argentinien floh, finanziert worden, erläutert Linger weiter. Der Hingucker des heutigen Gebäudes sind sicherlich die durch Vereinsmitglied Frieder Korff aufwendig gestalteten Fenster, die eine abstrakte Zersplitterung des Davidsterns zeigen. „Mit dem Einzug der neuen Decke während der Bauarbeiten habe ich um jeden Zentimeter Lufthoheit vor den Fenstern gekämpft“, berichtet Korff und zeigt sich sehr zufrieden mit dem heutigen Ergebnis.

Bezüglich der Synagoge als Lern- und Erfahrungsort erzählt Andrea Henning, dass die Präsentation nicht nur einzelner, sondern aller verfolgten Juden in Schaumburg ein Alleinstellungsmerkmal sei. „Zudem waren und sind wir darum bemüht, eine möglichst breite Streuung der Opfergruppen der Nazis darzustellen. Aufsteller mit einem Foto und Informationen zu den Verfolgten machen auf deren Schicksal aufmerksam und können von Schulen ausgeliehen werden“, so Henning weiter. „Die Tatsache, dass sie als Vereinsmitglieder die gesamte Recherche- und Quellenarbeit, die die Grundlage ihrer Ausstellung und Wissensvermittlung bildet, im bloßen Ehrenamt absolviert haben, ist eine wahnsinnige Leistung“, lobt die heimische Abgeordnete die Arbeit des Vereins. Daraufhin fährt der zweite stellvertretende Vorsitzende Klaus Reinartz-Franke mit dem Lob fort. „Auf allen Ebenen haben sich Vereinsmitglieder für die Synagoge eingesetzt und auch im hohen Alter bei der Restaurierung mit angepackt“, so Reinartz-Franke, welcher gleichzeitig Lehrer an der IGS Schaumburg ist. Er zeigt sich unglaublich dankbar für die Synagoge als einen Ort, welcher Menschenrechtsbildung, Religionsunterricht, Workshops gegen Rechts und Quellenarbeit in einem authentischen Umfeld vermitteln könne. Die vom Verein organisierten Gedenkveranstaltungen für SchülerInnen am 09. November und 27. Januar seien dabei laut Andrea Henning zentrale Bestandteile, um die Erinnerungskultur lebendig zu halten und an jüngere Generationen weiterzugeben. „Mit unserem Schreibwettbewerb ‚Schreiben gegen das Vergessen‘, einem Theaterprojekt mit einer polnischen Partnerschule, unseren Fahrten nach Israel, Danzig, Breslau und Auschwitz oder Lesungen und Konzerten leisten wir auch einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt in Stadthagen“, so Henning weiter. Nur so könne man dem Aussterben der Zeitzeugen entgegenwirken, sind sich die Anwesenden sicher. Die Grünenpolitikerin erzählt diesbezüglich von ihren Erfahrungen im Bundestag. „Jedes Jahr am 27. Januar bleibt die Uhr im Bundestag für 60 Minuten stehen und die Hektik stoppt. Bis vor 2 Jahren haben wir zu diesem Anlass noch den Geschichten von Überlebenden zuhören können, doch mit voranschreitender Zeit wird das immer schwieriger“, so Keul. Umso mehr freue es sie, die Arbeit des Ehrenamts hier vor Ort zu sehen.

Mit Blick in die Zukunft wünsche sich der Verein ein fest etablierter Teil der Stadtgesellschaft durch seine Kulturangebote und Workshops zu werden, so das Vereinsmitglied Lena Sebening. Um den Bekanntheitsgrad in Stadt und Landkreis zu vergrößern, werde es in Zukunft nötig sein, eine Festanstellung zu schaffen, resümiert Sebening. Zum Abschluss dankt die heimische Abgeordnete dem Verein für seine Arbeit, die das Fundament unserer demokratischen Grundordnung stärke und einen wichtigen Beitrag für eine friedliche Zukunft unserer Gesellschaft leiste.

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