Katja Keul MdB

Staatsministerin im Auswärtigen Amt

Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit & Provenienzforschung

27.11.24 –

Die Ethnologischen Museen in Deutschland haben oft enge Bezüge zu unserer Kolonialgeschichte und arbeiten diese zunehmend auf. Davon konnte ich mir letzte Woche im Museum Fünf Kontinente ein Bild machen. In einer Sonderausstellung zeigt das Museum, wie Kunst- und Kulturgüter in der Kolonialzeit nach München gebracht wurden - oft waren diese mit Gewalt oder unter Zwang den Herkunftsgesellschaften entwendet worden. Selbstkritisch legt das Museum diese Gewalt, den Rassismus und den Versuch, die Kulturen der Kolonisierten zu verdrängen, offen.

Auch die Staatssammlung für Anthropologie, die ich ebenfalls besuchte, setzt sich inzwischen aktiv mit menschlichen Überresten aus der Kolonialzeit auseinander. Insgesamt befinden sich in der Staatssammlung sterbliche Überreste von etwa 75.000 Individuen, die ganz überwiegend aus Bayern stammen und u.a. bei Bauarbeiten gefunden und dort abgegeben werden. 

In früherer Zeit wurden dort allerdings auch schon mal ausländische Gebeine abgegeben, die bislang unerforscht sind.

Die Provenienzforschung ist schwierig, vor allem weil eine große Schädelsammlung aus der Kolonialzeit und die dazugehörige Dokumentation fast vollständig im zweiten Weltkrieg zerstört wurde.   Ein erste Untersuchung hat jetzt ergeben, dass sich heute noch sterbliche Überreste von 674 Menschen aus dem außereuropäischen Ausland in München befinden. Wir sprachen darüber, wie hier künftig weitere Provenienzforschung erfolgen kann.

Die Restitution von Kulturgütern und menschlichen Gebeinen wurde auch gestern bei unserem ersten Runden Tisch mit der Zivilgesellschaft zur kolonialen Aufarbeitung mehrfach angesprochen.  Anlass dieses Treffens war der 140. Jahrestags des Beginns der sogenannten Kongo Konferenz in Berlin. Dabei hatten sich die Kolonialmächte über die "Aufteilung" Afrikas geeinigt - über die Köpfe der Afrikaner*innen hinweg.

Zivilgesellschaftliche Initiativen haben entscheidend dazu beigetragen, dass die koloniale Aufarbeitung inzwischen einen größeren Raum in der öffentlichen Debatte einnimmt. Als Bundesregierung ist es uns daher wichtig, ihre Expertise zu hören und in unsere Außenpolitik einfließen zu lassen.

Wir wollen uns künftig noch besser vernetzen und austauschen, denn auch als Bundesregierung wissen wir nicht immer genug über die Aktivitäten, die innerhalb der Zivilgesellschaft schon stattfinden und umgekehrt.

Herzlichen Dank an alle Teilnehmenden für die vielen wertvollen Anregungen! Wir werden diese aufgreifen und freuen uns schon auf den nächsten Runden Tisch!

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